Anycubic Kobra S1

Testbericht: Anycubic Kobra S1 Combo 3D-Drucker

Mit dem Anycubic Kobra S1 Combo bringt Anycubic einen innovativen 3D-Drucker auf den Markt, der auf hohe Geschwindigkeit und mehrfarbigen Druck setzt. Das Gerät kombiniert ein vollständig geschlossenes CoreXY-Design mit einem Multi-Filament-Feedersystem (ACE Pro), um bis zu 8 Farben in einem Druck nutzen zu können. Dabei verspricht Anycubic Druckgeschwindigkeiten von bis zu 600 mm/s und moderne Funktionen wie automatische Nivellierung und KI-Überwachung. In diesem ausführlichen Testbericht betrachten wir die technischen Daten, besonderen Funktionen, Inbetriebnahme sowie Druckqualität und vergleichen den Kobra S1 Combo mit ähnlichen Modellen. Ziel ist eine objektive Einschätzung, wie sich dieser Drucker im Alltag bewährt – inklusive aller Vor- und Nachteile.



Technische Spezifikationen

Der Anycubic Kobra S1 Combo wartet mit beeindruckenden technischen Daten auf, die ihn in die Oberliga der FDM-Drucker einordnen. Nachfolgend die wichtigsten Spezifikationen im Überblick:

  • Drucktechnologie: FDM (Fused Deposition Modeling) mit CoreXY-Aufbau in einem geschlossenen Gehäuse
  • Druckvolumen: 250 × 250 × 250 mm (B × T × H) – ausreichend für mittelgroße Projekte
  • Hotend und Düse: All-Metal-Hotend bis 320 °C Düsentemperatur; Standarddüse 0,4 mm (wechselbar auf 0,2/0,6/0,8 mm)
  • Heizbett: Beheizbare Druckplatte bis 120 °C, abnehmbare magnetische PEI-Federstahlplatte für gute Haftung (beidseitig nutzbar)
  • Extruder: Direktextruder mit Dual-Gear-Antrieb (zwei Zahnräder) für präzise Filamentförderung und bessere Kontrolle auch bei flexiblen Materialien
  • Unterstützte Filamente: PLA, PLA+, PETG, TPU, ABS, ASA (dank hohem Hotend-Temperaturbereich und geschlossenem Bauraum)
  • Druckgeschwindigkeit: 300 mm/s empfohlene Arbeitsgeschwindigkeit; bis zu 600 mm/s maximal möglich (mit bis zu 20.000 mm/s² Beschleunigung)
  • Präzision und Mechanik: CoreXY-Kinematik mit stabilen Linearschienen/Linearführungen auf X- und Y-Achse; Z-Achse mit einem Motor und drei Führungsstangen, was die Z-Bewegung synchron hält
  • Lautstärke: Sehr leiser Betrieb (~46 dB im Standardmodus, ~44 dB im „Quiet Mode“) durch leise Lüfter und gedämmtes Gehäuse
  • Gerätemaße & Gewicht: Drucker ca. 400 × 410 × 490 mm (B×T×H), Gewicht ~18 kg. Die Multi-Filament-Einheit (ACE Pro) misst ca. 366 × 283 × 235 mm und wiegt ~4,6 kg. Das gesamte Paket bringt knapp 25 kg auf die Waage
  • Stromversorgung: Externes Netzteil (separat auch für die Filamentstation) und Stromausfallschutz (Resume-Funktion)
  • Steuerung: 4,3″ farbiger Touchscreen (kapazitiv) mit einstellbarem Neigungswinkel; Menü in deutsch verfügbar
  • Anschlüsse & Software: USB-Stick/SD-Karte für lokale Drucke, WLAN für Cloud/Netzwerk-Funktion; kompatibel mit Anycubic Slicer Next (OrcaSlicer-Basis) sowie gängigen Slicern (Cura, PrusaSlicer etc.) via Standard-G-Code

Diese technischen Daten verdeutlichen, dass der Kobra S1 Combo auf hohe Leistung und Vielseitigkeit ausgelegt ist. Besonders auffällig sind das Multi-Filament-System, die hohe Druckgeschwindigkeit und die für einen FDM-Drucker umfassende Ausstattung (Kamera, WLAN, geschlossener Bauraum). Im nächsten Abschnitt betrachten wir die speziellen Funktionen und Technologien, die hinter diesen Daten stehen.

Besondere Funktionen und Technologien

Der Anycubic Kobra S1 Combo ist mehr als nur die Summe seiner Spezifikationen – entscheidend sind die besonderen Features und technischen Kniffe, die ihn von herkömmlichen 3D-Druckern abheben. Hier die wichtigsten Technologien im Detail:

● Mehrfarben- und Multi-Material-Druck (ACE Pro System): Das Herzstück der „Combo“-Variante ist das ACE Pro Filament-Management-System, das 4 Filament-Spulen fasst (erweiterbar auf 8 Spulen mit einem zusätzlichen Modul). Ähnlich wie Bambu Labs AMS zieht das System bei Bedarf automatisch das gewünschte Filament ein und wechselt die Farben während des Drucks. Ein großes Plus: Das ACE Pro fungiert gleichzeitig als Filament-Trockner – es kann die eingelegten Filamente aktiv auf bis zu 55 °C erwärmen und trocknen, sogar während des Druckvorgangs. Dies beugt Feuchtigkeitsschäden (z.B. bei hygroskopischen Materialien wie Nylon oder PETG) vor und sorgt für konstant gute Druckqualität. Jeder Filamentwechsel läuft vollautomatisch ab („Auto-Filament Refill“): Ist eine Farbe an der Reihe oder ein Spool leer, wird das Filament entladen und das neue Filament eingefädelt. In der Praxis dauert ein Farbwechsel allerdings etwa 2 Minuten, was relativ lang ist. Während des Wechsels wird überschüssiges Material aus der Düse gepurgt (ausgeschoben), um Farbvermischungen zu vermeiden – dieses Material wird über einen sogenannten „Poop Chute“ (Auswurfkanal) nach hinten aus dem Drucker befördert. Dadurch landet der Filament-Abfall in einem Behälter oder außerhalb des Gehäuses, statt im Bauraum zu verbleiben. Zwar entsteht durch dieses Purge-Verfahren spürbar Abfallmaterial, jedoch liefert der Kobra S1 Combo saubere Farbübergänge ohne Farbreste im Modell. Für effizientes Arbeiten bei mehrfarbigen Projekten kann man mehrere Objekte gleichzeitig drucken, um den unvermeidlichen Materialverlust pro Objekt zu reduzieren. Insgesamt ermöglicht das Multi-Filament-System kostengünstigen Mehrfarbdruck mit gängigen Filamenten – ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Preisklasse.

● Vollständig geschlossenes Gehäuse: Anders als typische „Open Frame“-Drucker verfügt der Kobra S1 über ein stabiles, vollständig geschlossenes Gehäuse aus Metallrahmen und transparenten Polycarbonat-Wänden (Klarsicht-Türen und Deckel). Dieses Box-Design bringt mehrere Vorteile: Zum einen werden Zugluft und Temperaturschwankungen im Bauraum minimiert, was besonders beim Drucken von Materialien wie ABS oder ASA wichtig ist (diese neigen bei Kälte zu Warping/Rissen). Zum anderen erhöht der geschlossene Bauraum die Sicherheit und reduziert Gerüche – ein Aktivkohlefilter-Lüfter in der Kammer filtert einen Teil der Dämpfe (z.B. ABS-Geruch) heraus. Auch die Lautstärke profitiert vom Gehäuse: Die Betriebsgeräusche bleiben weitgehend im Inneren, sodass der Drucker mit ~44–46 dB sehr leise arbeitet. Die Fronttür lässt sich stufenlos offen halten und erleichtert den Zugriff; allerdings besteht sie (wie der Deckel) aus Kunststoff, was haptisch etwas weniger hochwertig wirkt als Glas oder Metall. Funktional erfüllt die Haube aber ihren Zweck und kann bei Nichtgebrauch des ACE Pro auch komplett abgenommen werden. Insgesamt sorgt das Gehäuse für kontrollierte Bedingungen und eine edle Optik – ein Merkmal, das den Kobra S1 Combo auch von offenen Konkurrenzmodellen abhebt.

● LeviQ 3.0 Auto-Leveling: Damit die erste Schicht zuverlässig haftet, ist ein automatisches Mesh-Bed-Leveling integriert. Anycubic verwendet hier die hauseigene LeviQ 3.0 Technologie. Beim ersten Setup (und bei Bedarf vor späteren Drucken) fährt der Drucker ein Raster von 25 Messpunkten auf dem Heizbett ab. Ein Sensor (wahrscheinlich kapazitiv oder induktiv unter der Düse, ggf. kombiniert mit einem Drucksensor) tastet die Bettoberfläche ab und erstellt ein 3D-Höhenprofil (Mesh). Kleine Unebenheiten oder Schiefstellungen werden so in der Firmware kompensiert – der Druckkopf passt seine Z-Höhe dynamisch an, um überall den gleichen Abstand zur Platte zu halten. In unserem Test lieferte das System eine exzellent gleichmäßige erste Schicht, die kaum Nachjustierung benötigte. Die Option, die Z-Achsen-Abstandsoffset manuell anzupassen (Z-Offset-Funktion), bleibt natürlich bestehen, um bei Bedarf live noch Feinkorrekturen vorzunehmen. Adaptive Nachregelung während des Drucks (bereichsweise) bietet LeviQ 3.0 zwar nicht, doch das Netz aus 25 Punkten erwies sich als völlig ausreichend für konsistente Druckergebnisse. Insgesamt erhöht das automatische Leveling den Bedienkomfort erheblich – lästiges manuelles Justieren der vier Bettschrauben entfällt komplett.

● Hochgeschwindigkeits-Druck mit Resonanzkompensation: Ein Highlight ist die auf Geschwindigkeit optimierte Bewegung des Kobra S1. Durch die CoreXY-Architektur (bewegter Druckkopf in X/Y, feststehendes Bett in Z) kann der Drucker wesentlich dynamischer agieren als klassische Bett-Schiebesysteme. Anycubic gibt bis zu 600 mm/s als Maximalgeschwindigkeit und 20.000 mm/s² als maximale Beschleunigung an – Werte, die in der Praxis zwar nur in bestimmten Phasen (z.B. infill) und mit angepassten Einstellungen erreicht werden, aber das Potenzial verdeutlichen. Realistisch sind Druckgeschwindigkeiten um 200–300 mm/s ohne gravierenden Qualitätsverlust. Um diese Raten zu ermöglichen, nutzt der Kobra S1 Resonanzkompensation (vergleichbar mit „Input Shaping“ in Klipper). Vibrationen und „Ringing“-Effekte, die bei abrupten Richtungswechseln entstehen, werden durch Algorithmen bereits in den Bewegungsplanungen reduziert. Ebenso kommt Pressure Advance bzw. dynamische Flusskompensation zum Einsatz: Die Materialflussrate wird bei Beschleunigungen und Verzögerungen intelligent angepasst, um Ecken scharf zu halten und Überextrusion an Kanten zu vermeiden. Diese modernen Kalibrier-Techniken (im Firmware-Paket „Kobra OS“) sorgen dafür, dass selbst bei hohen Geschwindigkeiten die Detailqualität beachtlich bleibt. In Standardprofilen sind beispielsweise Außenwände mit 200 mm/s und Innenfüllungen mit 250–300 mm/s vorgesehen – im Ergebnis liefert der Drucker so eine deutlich verkürzte Druckzeit, ohne dass man Abstriche bei Präzision und Oberflächenqualität hinnehmen muss. Die Fähigkeit, einen Benchy-Kutter in rund 15–20 Minuten zu drucken, demonstriert eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit dieser Technologie.

● Leistungsfähiges Hotend & modulares Design: Das Hotend des Kobra S1 ist für hohe Temperaturen bis 320 °C ausgelegt. Es handelt sich um ein All-Metal-Hotend mit einer speziellen Keramik-Verbund-Heizschlange bzw. -Throat. Diese Konstruktion bietet sehr gute Wärmebeständigkeit und eine glatte, reibungsarme Filamentführung im Inneren, was Verstopfungen vorbeugt. Die Düseneinheit lässt sich ohne Werkzeug schnell austauschen („Quick-Release Hotend“): ideal, um z.B. eine verstopfte Düse zu reinigen oder eine andere Düsenöffnung einzusetzen. Das komplette Hotend-Modul kann leicht entnommen werden, was Wartung und Reinigung enorm vereinfacht. Dazu trägt auch ein durchdachtes Kühlsystem (1+1+1 Cooling) bei: Der Druckkopf verfügt über einen separaten Hotend-Lüfter, zwei Part-Kühler (Doppellüfter) sowie ggf. einen Kammerlüfter an der Seite. Diese dreifache Kühlung hält einerseits den Wärmestau von Heatbreak und Motor gering und sorgt andererseits für effektive Bauteilkühlung – wichtig für saubere Überhänge und feine Strukturen bei hohen Geschwindigkeiten. Neben dem Hotend ist auch der Extruder modular und robust gestaltet: Der integrierte Dual-Gear-Direktextruder greift das Filament an zwei Seiten und fördert es kraftvoll und präzise. Der Direktantrieb ermöglicht außerdem, flexible Materialien (TPU) zuverlässig zu verarbeiten, da keine lange Bowdenstrecke überwunden werden muss. Als kleines Komfort-Extra besitzt der Druckkopf zudem einen „Cleaning Channel Cut-Out“ – eine Aussparung bzw. ein kleines Reinigungsmodul, das überschüssiges Filament (z.B. vor einem Farbwechsel) von der Düsenspitze abstreift, um Kleckse im Druck zu vermeiden. Dieses Zusammenspiel aus leistungsstarkem Hotend, cleverer Kühlung und modularem Aufbau sorgt für eine hohe Zuverlässigkeit im Betrieb: Verstopfungen sind selten und Wartungsarbeiten lassen sich schnell erledigen.

● Kamera und KI-Überwachung: Im Inneren des Bauraums ist ab Werk eine Kamera installiert, die es ermöglicht, den Druckvorgang per App oder PC-Software live zu verfolgen. Die integrierte Beleuchtung (helle LED-Strips) sorgt dabei für eine klare Sicht auf das Druckobjekt – gerade aus der Ferne oder in einem dunkleren Raum ist dies sehr hilfreich. Über Anycubics App bzw. den „Workbench“ am PC kann man so jederzeit einen Blick ins Innere werfen, Fotos machen oder sogar Zeitrafferaufnahmen erstellen. Die Kameraauflösung liegt bei 480p, was für Überwachung ausreichend ist, aber natürlich nicht an HD-Webcams heranreicht – Zeitraffer wirken etwas weniger scharf als bei High-End-Konkurrenten. Zusätzlich hat Anycubic dem S1 eine KI-basierte „Spaghetti-Erkennung“ spendiert: Die Software analysiert das Kamerabild auf Anzeichen von Druckfehlern (z.B. lose umhergefördertes Filament, das wie „Spaghetti“ herumliegt) und kann den Druck automatisch pausieren, um größeren Schaden zu verhindern. In der Praxis funktioniert diese AI-Drucküberwachung allerdings noch mit wechselndem Erfolg – mal reagiert sie übervorsichtig auf kleinste Fäden und stoppt unnötig, mal übersieht sie größere Fehldruck-Partien. Hier ist also noch Feintuning nötig, doch als zusätzliche Sicherheitsnet gerade bei unbeaufsichtigten Druckjobs über Nacht ist die Funktion begrüßenswert.

Neben diesen Hauptfeatures bietet der Kobra S1 Combo natürlich weitere Komfortmerkmale wie einen Filamentsensor (Erkennung von Filament-Ende oder -Bruch, mit automatischem Druckstopp und Aufforderung zum Wechsel) sowie Druck-Fortsetzungsfunktion nach Stromausfall. Alles in allem präsentiert Anycubic ein beeindruckendes Paket an Technologien, das in dieser Preisklasse nur selten so vollständig anzutreffen ist.

Einrichtung und Inbetriebnahme

Trotz der Fülle an Funktionen soll der Kobra S1 Combo schnell einsatzbereit sein. Anycubic wirbt damit, dass der Drucker in 15–20 Minuten vom Auspacken bis zum ersten Druck vorbereitet werden kann. Im Test zeigte sich die Inbetriebnahme tatsächlich relativ einfach, wenn auch nicht ganz in Rekordzeit – je nach Erfahrung und Sorgfalt sollte man eher mit 30–45 Minuten rechnen, was immer noch fix ist für einen Gerät dieser Größe.

Aufbau: Der Drucker wird weitgehend vormontiert geliefert. Der Hauptrahmen mit allen Achsen ist bereits zusammengebaut, sodass man lediglich einige Komponenten montieren muss: Etwa den Filament-Feeder (ACE Pro) oben oder seitlich anbringen, ein paar Kabelverbindungen herstellen und die Touchscreen-Konsole anschrauben. Die Anleitung (auch auf Deutsch verfügbar) führt Schritt für Schritt und bebildert durch den Prozess. Alle benötigten Werkzeuge liegen dem Paket bei, genauso wie Ersatzdüse, Schaber, Seitenschneider und Schmiermittel – der Lieferumfang ist großzügig. Der Zusammenbau selbst ist unkompliziert: ein paar Schrauben festziehen, Steckverbindungen einstecken – besondere Vorkenntnisse sind nicht nötig. Das ACE Pro Modul hat eine eigene Stromversorgung und wird über ein mitgeliefertes Kabel mit dem Drucker verbunden, damit die Elektronik und Kommunikation synchronisiert sind. Hier ist zu beachten, dass man dem Gerät an der Rück- und rechten Seite etwas Extra-Platz gönnen sollte, da dort das Stromkabel, USB-Stick und der Auswurfkanal für Filamentreste sitzen.

Erstkonfiguration: Nach dem Aufbau folgt das erste Einschalten. Der 4,3-Zoll-Touchscreen begrüßt den Nutzer mit einem übersichtlichen Interface. Beim allerersten Start führt der Kobra S1 meist automatisch ein Homing und ein erstes Auto-Leveling durch. Der Drucker fährt also die Endschalter an und beginnt dann das Heizbett zu scannen (25-Punkte-Mesh). Dieser Vorgang dauert nur wenige Minuten. Anschließend kann man über das Menü die Z-Offset feinjustieren – hierfür liegt oft bereits ein Teststreifen Papier bei, um den Düsenabstand genau einzustellen, falls nötig. In unserem Fall war das Mesh-Leveling so genau, dass die Voreinstellung bereits passte und die erste Schicht auf Anhieb haftete.

Software-Einrichtung: Parallel dazu empfiehlt es sich, die Anycubic Slicer Next Software zu installieren (Download via Herstellerseite oder beigelegtem USB-Stick). Diese Slicer-Software, die auf OrcaSlicer basiert, bringt fertige Profile für den Kobra S1 (und Combo) mit, einschließlich voreingestellter Geschwindigkeiten, Temperaturen und – ganz wichtig – Einstellungen für Mehrfarbdruck. Die Einrichtung im Slicer beschränkt sich darauf, den richtigen Druckertyp zu wählen (Kobra S1 Combo oder Single) und gegebenenfalls das WLAN-Konto für die Cloud-Funktion zu verknüpfen. Der Slicer unterstützt auch Firmware-Upgrades: So ließen sich im Test zum Beispiel Firmware-Versionen (z.B. V2.5.0.6) für Drucker und Filament-Einheit einspielen, die manche Kinderkrankheiten (wie Kamera-Verbindungsprobleme oder Filament-Wechsel-Optimierungen) behoben.

Erster Probedruck: Ist alles zusammengebaut, gelevelt und die Software eingerichtet, steht dem ersten Druckversuch nichts im Wege. Anycubic liefert meist ein vorgeslictes Testmodell (z.B. einen Kalibrierwürfel oder Benchy) auf dem internen Speicher oder USB-Stick mit. Im Test drückte ein langer Tipp auf „Print“ im Display, Auswahl des Testmodells und Start – der Drucker heizte Bett und Düse auf, führte den Druck durch und lieferte direkt ein gelungenes Ergebnis. Die gute Werkseinstellung zeigte sich daran, dass Bed-Haftung und Schichthaftung ohne weiteres Zutun aus der Box funktionierten. Die mitgelieferte flexible PEI-Druckplatte sorgt für einfaches Ablösen: Nach dem Abkühlen konnte das Teil durch Biegen der Platte mühelos entfernt werden.

Kalibrierung und Feinjustage: Gegebenenfalls lohnt es sich nach ein paar Drucken, die Flow-/Pressure-Advance Kalibrierung genauer einzustellen. Fortgeschrittene Benutzer können etwa in Anycubic Slicer Next einen Kalibrierwürfel zur Linearisierung des Extruders drucken oder die Resonanzmessung für Input Shaping ausführen (falls vom Hersteller vorgesehen). Allerdings waren die Standardprofile schon sehr gut abgestimmt, sodass Normalnutzer sofort loslegen können, ohne Parameter „tweaken“ zu müssen. Wer TPU drucken möchte, findet in der Anleitung spezielle Hinweise (z.B. langsamere Vorschubgeschwindigkeiten, PTFE-Führung richtig verlegen), die den Einstieg erleichtern.

Insgesamt gestaltet sich die Einrichtung des Anycubic Kobra S1 Combo erfreulich benutzerfreundlich. Bis auf die Dimensionen des Geräts (man sollte einen passenden Standort einplanen) gibt es keine größeren Hürden. Die Kombination aus vormontierter Hardware, Auto-Leveling und vorkonfigurierten Druckprofilen ermöglicht einen schnellen Start, selbst wenn man noch kein 3D-Druck-Profi ist.

Druckqualität und Leistung

Letztlich muss der Kobra S1 Combo im Kerngeschäft überzeugen: Wie gut druckt er wirklich? – und das idealerweise bei hohen Geschwindigkeiten und mit mehreren Filamenten. Unsere Tests und Beobachtungen (unterstützt durch Erfahrungsberichte anderer Nutzer) zeigen ein sehr positives Bild mit nur wenigen Abzügen in speziellen Bereichen.

Druckqualität: Bei der Detailqualität und Präzision der Drucke platziert sich der Kobra S1 Combo in der Spitzengruppe der FDM-Drucker seiner Klasse. Bereits die ersten Testdrucke mit PLA zeigten saubere Konturen, gleichmäßige Schichten und keinerlei sichtbare Wobble-Effekte. Die erste Schicht gelingt dank Auto-Leveling fast immer perfekt: flach, gleichmäßig und mit guter Haftung – ein wichtiger Grundstein für hochwertige Drucke und weniger Fehlschläge. In vielen Fällen war keine Nachjustierung notwendig, was auf die Zuverlässigkeit des LeviQ-Leveling hinweist. Selbst feinere Details und glatte Oberflächen meisterte das Gerät im Standardmodus (0,2 mm Schichthöhe) ohne auffällige Artefakte. Kanten an geometrischen Teilen waren scharf, und Rundungen liefen gleichmäßig. Von Anwendern wird berichtet, dass bereits die Standardeinstellungen hervorragende Ergebnisse liefern; mit minimalen Anpassungen – etwa etwas geringerer Geschwindigkeit bei kritischen Außenwänden oder feineren Schichthöhen – lässt sich die Qualität noch weiter optimieren, bis sie nahezu perfekt ist. Im Vergleich mit etablierten High-End-Geräten braucht sich der Kobra S1 nicht zu verstecken: Die Druckqualität erreicht Profi-Niveau. Auch funktionale Ausdrucke, z.B. Gewinde, Klickverschlüsse oder mechanische Bauteile, passten auf Anhieb präzise zusammen – hier spielt sicherlich die steife CoreXY-Mechanik und die exakt kalibrierte Firmware eine Rolle. Überhänge und Brücken gelingen durch das starke Kühlsystem sehr ordentlich; erst ab extremen Winkeln über 70° oder sehr langen Brückenabschnitten sind geringfügige Einsacken erkennbar, was aber normal ist. Insgesamt glänzt der Drucker mit konstant guter bis sehr guter Qualität über verschiedene Materialien hinweg. PLA, PLA+ und Silk-PLA ergaben im Test einwandfreie Oberflächen. PETG erforderte bei Fremdfabrikaten (z.B. eSUN) etwas Feinjustage in den Slicer-Einstellungen, da das Standardprofil auf Anycubic PETG optimiert war – nach Anpassung von Temperatur und Retract waren jedoch auch PETG-Teile ohne nennenswerte Stringing oder Blobs machbar. TPU-Filament (flexibel) profitierte vom Direct Drive: Mit reduzierten Geschwindigkeiten ließ sich TPU zuverlässig fördern, und Modelle aus TPU zeigten saubere Strukturen ohne Unterbrechungen im Fluss. Für ABS/ASA haben wir Testwürfel im geschlossenen Gehäuse gedruckt – das Heizbett erreicht die nötigen 100–110 °C und der geschlossene Bauraum hält die Wärme gut, so dass mittelgroße ABS-Teile ohne Verzug gedruckt werden konnten. Die Sichtfenster beschlagen dabei leicht, was auf die stabile Temperatur hindeutet. Geruch wird durch den Aktivkohlefilter etwas reduziert, aber nicht völlig eliminiert (wie üblich sollte man ABS-Drucke gut belüften). Insgesamt ist die Druckqualität des Kobra S1 Combo ausgezeichnet – für einen „Schnelldrucker“ überraschend präzise und konsistent.

Druckgeschwindigkeit: Anycubic hat mit 600 mm/s ein ehrgeiziges Versprechen abgegeben. Wie bei allen Herstellern handelt es sich dabei um eine theoretische Maximalgeschwindigkeit, die im realen Druck (mit Ecken, Details und begrenzter Extrusionsrate) selten voll ausgefahren wird. Wichtig ist aber: Der Kobra S1 druckt spürbar schneller als klassische 3D-Drucker, ohne drastisch an Qualität einzubüßen. In unseren Versuchen konnten wir mit den Standardprofilen (die ~200–300 mm/s für verschiedene Bereiche vorsehen) im Schnitt eine Zeitersparnis von ca. 50–70 % gegenüber einem herkömmlichen Gerät (z.B. Ender 3) erzielen. Ein Benchy-Boot, das auf einem typischen Drucker ~1 Stunde dauert, war auf dem Kobra S1 in ca. 15–20 Minuten fertiggestellt – mit immer noch ansehnlichem Ergebnis. Insbesondere Füllstrukturen (Infill) und unwichtige innere Bereiche druckt der S1 aggressiv schnell (300 mm/s+), während er für äußere Wände automatisch Tempo rausnimmt (um 150–200 mm/s), damit die Detailqualität stimmt. Diese intelligente Geschwindigkeitssteuerung ist im Profil hinterlegt und nutzt auch die Beschleunigungswerte effizient: Bis zu 10.000 mm/s² Beschleunigung werden standardmäßig angesetzt, was rasante Bewegungen ermöglicht. Im direkten Vergleich mit einem Bambu Lab P1S (CoreXY High-Speed-Drucker) zeigte sich, dass der Anycubic Kobra S1 Combo nur geringfügig langsamer war – etwa 10–15 % mehr Druckzeit für identische Objekte. Das ist ein beachtliches Ergebnis, bedenkt man den Preisunterschied. Anders formuliert: Wo der Bambu evtl. 1 Stunde benötigt, braucht der Anycubic ~1h6min – ein Unterschied, den die meisten Nutzer verschmerzen können. Wichtig: Die hohe Geschwindigkeit erfordert natürlich, dass der Hotend-Nachschub mithält. Der All-Metal-Hotend schafft dank guter Heater-Kapazität auch 250–300 mm/s bei 0,2 mm Schichten mühelos, ohne „Underextrusion“ – erst wenn man extrem dicke Schichten oder sehr hohe Flussraten fährt, könnte die Schmelzleistung zum begrenzenden Faktor werden. Für gängige Drucke liefert der S1 aber eine beeindruckende Performance. Die Möglichkeit, einen „Speed Benchy“ unter 20 Minuten zu drucken, demonstriert der Drucker ohne umfangreiche Modifikationen – das war vor kurzem noch nur mit stark getunten DIY-Maschinen oder sehr teuren Geräten denkbar. Dank der Resonanzkompensation bleiben trotz Speed die Schwingungen gering: Die typischen „Ghosting“-Schatten an Kanten sind minimal ausgeprägt, sofern man die empfohlenen 300 mm/s einhält. Bei vollen 600 mm/s würden diese Effekte stärker sichtbar, aber das ist ein Modus jenseits des Alltagsbetriebs. Summiert man das alles, so kann man festhalten: Der Kobra S1 Combo gehört zu den schnellsten verfügbaren FDM-Druckern für den Consumer-Bereich und macht schnelle Prints endlich praktikabel.

Mehrfarb-Druckergebnisse: Ein besonders kritischer Aspekt ist die Qualität beim Mehrfarben- bzw. Multimaterialdruck – hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen, denn Farbwechsel bringen Risiken von Oozing, Vermischung oder Fehlschaltungen mit sich. Im Test und laut Berichten liefert der Kobra S1 Combo exzellente Mehrfarbenergebnisse. Selbst kleinste farbige Details erschienen klar abgegrenzt, ohne Farbschlieren oder ungewollte Mischfarben. Das ACE Pro System zog die Filamente zuverlässig ein und aus; über 1000 Filamentwechsel wurden in einem längeren Testlauf absolviert, ohne dass es zu Fehlbedienungen oder Verhedderungen kam. Die Kombination aus Purge (Materialreinigung) und dem internen Reinigungsschacht neben der Düse stellte sicher, dass bei jedem Wechsel die alte Farbe vollständig aus der Düse entfernt war, bevor die neue weiterdruckte. Die einzige Einschränkung: Zeit und Materialverbrauch. Wie bereits erwähnt, dauert ein Farbwechsel ca. 2 Minuten, was komplexe mehrfarbige Drucke signifikant verlängern kann. Zudem fallen pro Wechsel einige Zentimeter Filament als Abfall an, was bei dutzenden Wechseln durchaus ins Gewicht fällt. Diese konzeptbedingten Nachteile teilt sich das System allerdings mit anderen Single-Nozzle-Multicolor-Ansätzen (auch Prusas MMU oder Bambu Lab AMS produzieren Purge-Tower und Materialrest). Anycubic’s Slicer erlaubt es momentan noch nicht, differenzierte Purge-Längen je Farbkombination einzustellen – man wählt einen einheitlichen Wert. Das heißt, ob man von Schwarz auf Weiß oder von Blau auf Gelb wechselt, es wird immer dieselbe Spülmenge verwendet, was nicht immer optimal ist. Hier könnte künftiges Software-Update für Optimierung sorgen (z.B. weniger Purge bei hell-auf-dunkel Wechseln, mehr bei problematischen Wechseln). Trotz dieser Punkte überzeugt der Kobra S1 Combo in der Kernaufgabe des Mehrfarbdrucks: Die Drucke sehen sauber und beeindruckend aus, Mehrfarben-Objekte gelingen auch ohne Profi-Wissen. Wer mehrfarbig drucken möchte, erhält mit diesem Gerät eine deutlich einfachere und zuverlässigere Lösung als etwa bei Bastel-Lösungen mit Farbwechsel-Pausen oder manuellen Extruder-Umbauten.

Zusammenfassend kann man dem Anycubic Kobra S1 Combo eine hervorragende Druckqualität attestieren – sowohl einfarbig als auch mehrfarbig – und dies bei ungewohnt hoher Druckgeschwindigkeit. Schwächen in der Druckleistung sind kaum auszumachen, außer den systemimmanenten Aspekten (Wechselzeit, Purge-Abfall) beim Farbwechsel. Für Standarddrucke, Prototypen, Modelle und auch technische Bauteile liefert das Gerät verlässlich gute Resultate und spart dabei Zeit.

Bedienkomfort und Software-Kompatibilität

Ein High-Tech-Drucker nützt wenig, wenn die Bedienung kompliziert ist. Glücklicherweise hat Anycubic beim Kobra S1 Combo großen Wert auf Bedienkomfort gelegt. Von der Hardware-Ergonomie bis zur Software-Integration ist das Ziel klar: der Drucker soll sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene möglichst anwenderfreundlich sein.

Bedienung am Gerät: Der 4,3″ Touchscreen erweist sich im Alltag als zentrale Schaltstelle. Er ist hell, reagiert präzise und lässt sich dank kippbarem Halter in den optimalen Sichtwinkel bringen. Die Menüführung ist intuitiv: große Symbole führen zu den Hauptfunktionen (Druck starten, Vorheizen, Filament laden/entladen, Einstellungen, etc.). Lobenswert ist, dass man Filament-Slots direkt am Display verwalten kann – man sieht, welche der 4 (bzw. 8) Positionen mit Filament belegt sind, kann gezielt einen bestimmten Slot entladen oder laden und das Trocknen aktivieren. Das vereinfacht Materialwechsel ungemein. Auch der Wechsel zwischen „Standard-Modus“ und „Leise-Modus“ (reduzierte Lüfter und langsamere Bewegungen für noch weniger Geräusch) ist über die Einstellungen möglich. Im Druckbetrieb zeigt das Display alle wichtigen Infos: Temperaturen, Fortschritt, aktuell aktives Filament, verbleibende Zeit usw. Sogar ein Live-Bild der internen Kamera lässt sich auf dem Display anzeigen, was futuristisch anmutet – so hat man direkt am Gerät eine Überwachung des Drucks, falls man nicht neben dem Drucker steht. Nach einer konfigurierbaren Zeit schaltet das Display übrigens automatisch ab (Sleep-Modus), um nicht dauerhaft zu leuchten – eine Kleinigkeit, die den hochwertigen Eindruck unterstreicht.

Software und Slicer: Der Kobra S1 Combo wird offiziell von der neuen Anycubic Slicer Next Software unterstützt. Diese basiert auf dem Open-Source-Projekt OrcaSlicer, was positive Nachrichten bedeutet: OrcaSlicer wiederum ist bekannt für seine ausgereiften Features (Multi-Material-Management, variable Schichthöhe, integrierte Kalibrierwerkzeuge etc.) und ist eine Abspaltung von PrusaSlicer/Bambu Studio. Mit Anycubic Slicer Next bekommt man all diese Funktionen in einem auf den Kobra S1 abgestimmten Paket. Die Softwareinstallation ist unkompliziert; nach dem ersten Start wählt man das Druckermodell (Combo oder Single) und erhält passende Standardprofile. Die Benutzeroberfläche ist für Kenner von PrusaSlicer vertraut und auch für Neulinge schnell zu verstehen, da Anycubic an vielen Stellen Erklärungen und Voreinstellungen bietet. Besonders komfortabel: Im Slicer kann man mehrfarbige Projekte ganz einfach umsetzen, indem man einem Modell verschiedene Farbsegmente (z.B. nach Höhenabschnitten oder Baugruppen) zuweist oder mehrere STL-Dateien mit unterschiedlichen Filamenten kombiniert. Der Slicer übernimmt dann die Planung der Farbwechsel und erzeugt automatisch die notwendigen Purge-Kanten oder -Türme, falls benötigt. In unserem Test funktionierte die Verzahnung von Software und Hardware tadellos – beim Klick auf „Slice“ und anschließendes „Senden an Drucker via WLAN“ wurde das G-Code-File in die Anycubic Cloud hochgeladen und der Drucker startete wenig später den Auftrag. Alternativ kann man natürlich auch lokal slicen und per USB-Stick übertragen; der Drucker akzeptiert Standard-GCode. Das heißt, wer lieber Cura oder PrusaSlicer nutzen möchte, kann dies tun – lediglich die spezifischen Features (Kamera, Filamentverwaltung) sind dann nicht integriert. Für die vollen Fähigkeiten (gerade Multi-Farbmanagement) empfiehlt sich aber die Verwendung des Anycubic/OrcaSlicers, da hier das Wechsel-System optimal unterstützt wird.

Konnektivität und Fernsteuerung: Durch die integrierte WLAN-Funktion lässt sich der Kobra S1 Combo auch ins Heimnetz oder über die Anycubic Cloud einbinden. Anycubic bietet eine Mobile App (Anycubic Cloud) an, mit der man Druckjobs aus einer Bibliothek auswählen oder neue hochladen und den Drucker starten kann. Über die App ist auch die Kamerafunktion nutzbar: Man kann live den Druck überwachen, Fotos machen oder Benachrichtigungen erhalten (z.B. Druck fertig, Filamentende). In der Praxis erwies sich die PC-gestützte Überwachung („Workbench“) als stabil, während die Smartphone-App gelegentlich Verbindungsabbrüche zur Kamera zeigte. Einige Nutzer berichten, dass die Kamera in der App nicht immer zuverlässig lädt (zeitweise keine Verbindung ~70% der Versuche, trotz stabilem WLAN). Firmware-Updates haben die Quote etwas verbessert, aber hier besteht noch Optimierungspotential. Die Cloud-Anbindung selbst funktionierte reibungslos – Druckdaten wurden schnell übertragen und der Drucker lässt sich remote starten oder pausieren. Für sicherheitsbewusste Nutzer bietet der Kobra S1 übrigens auch einen LAN-Modus oder direkte IP-Anbindung an – so kann man über die lokale Netzwerkadresse und die OrcaSlicer/PrusaSlicer-Integration drucken, ohne Daten in eine Cloud zu schicken. Alles in allem ist die Konnektivität damit modern und vielseitig: vom klassischen Sneakernet (USB-Stick) bis hin zur voll vernetzten, fernsteuerbaren Druckfarm ist alles möglich.

Komfort im Alltag: Ein oft unterschätzter Aspekt ist, wie gut ein Drucker im täglichen Gebrauch „mitdenkt“. Hier punktet der Kobra S1 Combo mit vielen kleinen Details: Zum Beispiel wird beim Filamentwechsel die Düse automatisch auf eine sichere Temperatur gebracht und erst dann entladen, um Materialstau zu vermeiden. Die ACE Pro Station zieht Filament langsam zurück, um ein Verklemmen zu verhindern (Anti-Filament-Entanglement-Funktion). Wenn ein Spulenwechsel während eines Drucks nötig ist (z.B. Filament zu Ende), stoppt der Drucker, fährt das Hotend aus dem Druckbereich und wartet, während das ACE Pro sofort eine andere Spule laden kann – theoretisch kann man so nahtlos mit einer zweiten Rolle derselben Farbe weiterdrucken, ohne den Druck abbrechen zu müssen. Das ist ideal für sehr große Druckobjekte, die mehr als 1 kg Material benötigen. Auch schaltet sich das Trocknungssystem im ACE Pro nach Druckende oder Inaktivität intelligent ab, um Strom zu sparen und das Filament nicht unnötig zu erhitzen. Der Zugang zum Bauraum ist durch die große Fronttür sehr bequem, und die Innenbeleuchtung ermöglicht es, den Druckfortschritt jederzeit gut zu inspizieren, ohne eine Taschenlampe zu zücken. Die Geräuschentwicklung im Quiet Mode ist so gering, dass man den Drucker auch im Arbeitszimmer laufen lassen kann – lediglich die Bewegungen der Mechanik sind als leises Surren zu hören, und ab und an das Klacken des Extruders bei Retracts. Im Standardmodus sind die Lüfter etwas deutlicher wahrnehmbar, aber immer noch weitaus leiser als bei vielen offenen Druckern – hier macht sich das geschlossene Gehäuse bezahlt.

Zusammengefasst liefert Anycubic beim Kobra S1 Combo eine sehr durchdachte Benutzererfahrung. Die Kombination aus komfortabler Hardware (Touchscreen, Beleuchtung, leicht zugängliche Module) und leistungsfähiger Software/Connectivity (Anycubic Slicer Next, Cloud/App-Option) sorgt dafür, dass sowohl Anfänger schnell Erfolgserlebnisse haben, als auch fortgeschrittene Maker die Feinheiten nutzen können. Bis auf kleinere Schwächen (mobile App Kamera-Feed, nicht individuell einstellbare Purge-Mengen) ist das Gesamtpaket auf hohem Niveau alltagstauglich.

Benutzererfahrungen und Alltagstauglichkeit

Wie schlägt sich der Kobra S1 Combo nach einigen Wochen Dauereinsatz? Hier fassen wir Erfahrungen aus unserem Testzeitraum und Rückmeldungen aus der Community zusammen, um ein Bild der Langzeitnutzung und Alltagstauglichkeit zu zeichnen.

Verarbeitungsqualität und Robustheit: Der Drucker ist insgesamt solide gebaut. Der Rahmen und die wichtigsten Komponenten bestehen aus Metall, was dem Gerät Stabilität verleiht. Einige Außenteile wie die Tür und der Deckel sind aus Kunststoff (Polycarbonat) – diese erfüllen ihren Zweck, wirken aber etwas weniger „premium“ als der Rest der Maschine. So fiel z.B. auf, dass der Deckel sehr nah am PTFE-Zuführungsschlauch der Druckkopfs sitzt. Bei maximaler Auslenkung des Kopfes streifte der Bowden/PTFE-Schlauch innen am Deckel, was zu leichten Kratzspuren am Kunststoff führte. Ein Nutzer berichtete, dass er dieses Problem durch das Einsetzen kleiner Abstandshalter (ca. 20 mm) am Deckelrand gelöst hat, sodass der Deckel etwas höher sitzt und der Schlauch frei laufen kann. Solche kleinen Optimierungen zeigen, dass es ein paar Ecken gibt, an denen man Verbesserungen vornehmen kann – jedoch treten sie selten kritisch in Erscheinung. Die Mechanik (Linearführungen, Zahnriemen, Motoren) arbeitet auch über hunderte Druckstunden hinweg verlässlich. Wichtig ist wie immer, gelegentlich nachzusehen, ob die Riemen noch gespannt sind und ob sich Schrauben gelöst haben – im Testzeitraum von ~200 Stunden Druck gab es diesbezüglich keine Auffälligkeiten. Der Bauraum blieb dank geschlossener Bauweise relativ sauber; nur in der Ecke des Auswurfkanals sammeln sich die ausgeförderten Filamentstücke. Diese lassen sich aber einfach entfernen (der Auswurf sitzt hinten und kann z.B. über ein gedrucktes Röhrchen in einen Behälter geleitet werden, um die Sauerei zu minimieren). Die Keramik-Heizelemente und die Elektronik zeigten keine Ausfälle – die Temperaturhaltung von Hotend und Bett war stabil, und die Lüfter laufen auf langlebigen Leichtlauf-Lagern. Ein Nutzer gab an, Probleme gehabt zu haben, den PTFE-Schlauch aus dem Druckkopf zu entfernen, als er eine Verstopfung beheben wollte – offenbar saß der Schlauch extrem fest in der Kupplung. Dies scheint jedoch ein Einzelfall oder ein Fertigungstoleranz-Problem gewesen zu sein; im Normalbetrieb muss der PTFE-Schlauch kaum entfernt werden, da das Hotend auch so zugänglich ist.

Zuverlässigkeit im Dauerbetrieb: Nach den anfänglichen Kalibrierungen und Firmware-Updates lief der Kobra S1 Combo im Alltag sehr zuverlässig. Fehldrucke waren selten und meist auf Nutzereinstellungen zurückzuführen (z.B. falsch eingeschätzte Supportstrukturen bei experimentellen Objekten). Wichtig zu erwähnen: Der Spaghetti-Sensor (KI) hat in manchen Situationen Drucke pausiert, obwohl kein echter Fehler vorlag – beispielsweise stoppte er einmal wegen ein paar dünner Stringing-Fäden an einem PETG-Druck. Hier musste der Druck manuell fortgesetzt werden. Es empfiehlt sich daher, die AI-Erkennung eher als optionales Sicherheitsnetz zu betrachten und ggfs. für kritische Drucke zu aktivieren, aber nicht blind zu vertrauen. Ein großer Pluspunkt ist die Fehlerverzeihlichkeit des Systems: Wenn einmal doch etwas schiefgeht (z.B. Filamentbruch oder -ende unbemerkt), greift der Filamentsensor und pausiert ohne Schäden. Nach dem Nachladen kann der Druck sauber fortgesetzt werden. Auch Stromausfälle oder ein versehentliches Ausschalten verzeiht der Kobra S1 – er speichert den Fortschritt und bietet beim Wiederhochfahren an, den Druck dort fortzusetzen, wo er unterbrochen wurde. Das hat in Tests tatsächlich funktioniert, wenngleich ein kleiner Versatz an der Unterbrechungsstelle nie ganz auszuschließen ist (physikalisch bedingt). Dennoch: Für lange Druckprojekte ist diese Funktion beruhigend.

Wartung und Pflege: Ein Aspekt der Alltagstauglichkeit ist, wie viel Wartung der Drucker erfordert. Beim Kobra S1 Combo hält sich der Aufwand in Grenzen. Das Schmiersystem der Linearführungen ist gut geschützt, gelegentlich kann man etwas mitgeliefertes Schmierfett auftragen (nach ein paar Monaten oder wenn man ein Quietschgeräusch wahrnimmt). Die Düse sollte wie üblich ab und an von außen gereinigt werden, falls Filamentreste anhaften – dank der hohen Temperaturen ist auch die Verarbeitung von filigranen Filamenten (wie Holzfilament oder Carbonfaser-Filament) möglich, doch abrasive Materialien würden die Messingdüse abnutzen. Hier könnte man auf gehärtete Düsen wechseln, die der Drucker ebenfalls unterstützt. Der Hotend-Wechsel geht so schnell, dass ein geübter Nutzer binnen 1–2 Minuten eine Düse tauschen kann – ideal, um Stillstandzeiten bei Wartung zu minimieren. Das Filamentwechselsystem ACE Pro selbst ist recht pflegeleicht: Es hat innen Teflon-Schläuche und einen Antrieb, der die Filamente rein- und rausbefördert. Gelegentlich sollte man die Zahnräder des ACE Pro von Abrieb befreien (Filamentstaub), was einfach mit Druckluft oder einem Pinsel geht, wenn man die Abdeckung öffnet. Außerdem ist es ratsam, in der Filamentkammer etwas Silicagel oder Entfeuchter zu platzieren – auch wenn das System heizen kann, schadet zusätzliche Trockenmittel nicht, um die Feuchtigkeit niedrig zu halten, besonders wenn der Drucker ausgeschaltet ist. Im Betrieb hält ACE Pro die Feuchtigkeit niedrig durch Wärme. Die Kamera-Linse kann sich über längere Zeit minimal mit Staub zusetzen – ein vorsichtiges Abwischen mit einem weichen Tuch reicht hier aus, um die Bildqualität zu erhalten.

Nutzer-Feedback: Die Rückmeldungen von Anwendern des Kobra S1 Combo sind größtenteils sehr positiv. Gelobt werden immer wieder die hervorragende Druckqualität, die hohe Druckgeschwindigkeit und das faire Preis-Leistungs-Verhältnis des Geräts. Viele schätzen, dass Anycubic hier quasi ein „Rundum-sorglos-Paket“ bietet: Auspacken, anschließen, und man hat einen high-end-artigen Drucker ohne selbst basteln zu müssen. Besonders Einsteiger profitieren davon, dass Einstellungen out-of-the-box stimmen und z.B. das Leveling keine Hürde ist. Fortgeschrittene freuen sich über Features wie die Kamera, WiFi und die Möglichkeit, mit einem offenen Slicer zu arbeiten. Einige Kritikpunkte werden aber auch genannt: Neben den bereits erwähnten langen Farbwechselzeiten und dem Purge-Abfall kam zum Beispiel von ein paar Nutzern der Hinweis, dass manche Karton-Spulen nicht optimal im ACE Pro laufen. Papp-Spulen können sich beim Zurückziehen gelegentlich verhaken oder schwergängig drehen. Hier haben findige Maker aber schon Abhilfen gefunden, etwa 3D-gedruckte Spulenadapter und Gleiteinsätze, um die Reibung zu reduzieren. Ein weiterer Punkt ist die Größe/Gewicht – der Drucker ist kein Leichtgewicht und benötigt einen stabilen Untergrund. Wer wenig Platz hat, muss gut planen, wo das Gerät samt Filamentstation stehen soll. Mit ~49 cm Höhe (Combo fast 60 cm mit Filamentmodul) passt er nicht in jedes Regal. Doch angesichts der Funktionen nimmt man diese Größe meist in Kauf.

Insgesamt zeichnet sich im Alltag ein Bild eines zuverlässigen, leistungsfähigen Druckers, der nach kleineren Startjustierungen „einfach läuft“. Viele Nutzer berichten, dass der Kobra S1 Combo nach einigen Tagen Eingewöhnung zum Arbeitstier in ihrer Werkstatt geworden ist – lange Druckjobs, wechselnde Projekte, verschiedene Materialien: all das meistert das Gerät ohne Murren. Die Lernkurve für Mehrfarbdruck wird durch das System deutlich abgeflacht; was früher komplex war, ist nun beinahe Routine. Damit ist die Alltagstauglichkeit des Anycubic Kobra S1 Combo als sehr hoch einzustufen.

Vor- und Nachteile

Zum Abschluss der Betrachtung eine Übersicht der wichtigsten Stärken und Schwächen des Anycubic Kobra S1 Combo:

Vorteile:

  • Sehr hohe Druckgeschwindigkeit bei gleichzeitig guter Qualität (CoreXY + Input Shaping ermöglichen schnelles Drucken)
  • Hervorragende Druckqualität und zuverlässige Erste Schicht durch Auto-Leveling (gleichmäßige, präzise Ergebnisse auf Anhieb)
  • Multi-Filament-Fähigkeit (4–8 Farben) inklusive Filament-Trocknung – einzigartig in dieser Preisklasse, ermöglicht einfache Mehrfarbdrucke
  • Geschlossenes Gehäuse mit Aktivkohlefilter: ideal für ABS/ASA, weniger Lärm und gleichmäßiges Klima im Bauraum
  • Intuitive Bedienung dank großem Touchscreen, Innenbeleuchtung und einfacher Filamentverwaltung
  • Umfangreiche Ausstattung: Kamera für Fernüberwachung, KI-Spaghetti-Erkennung, Filamentsensor, Resume-Funktion, leiser Betrieb, etc.
  • Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: Viele Profi-Features zu einem Preis deutlich unter vergleichbaren Konkurrenzgeräten
  • Modulares Hotend & Extruder: Einfacher Wechsel der Düse, wartungsfreundliches Design, direkter Dual-Gear-Extruder (gut für TPU)

Nachteile:

  • Lange Farbwechsel-Zeiten: ~2 Minuten pro Filamentwechsel verlangsamen mehrfarbige Drucke deutlich
  • Hoher Materialabfall bei Mehrfarbdruck: Durch Purge-Vorgänge entsteht relativ viel Verschnitt (Purge-Tower/Filamentreste)
  • Großer Platzbedarf: Das Gerät ist schwer und voluminös, benötigt Stellfläche inkl. Platz für Rückwand (Auswurf) und Filamentmodul
  • Kamera-Auflösung nur mäßig: Die integrierte Kamera liefert nur 480p – ausreichend für Monitoring, aber keine gestochen scharfen Timelapses
  • KI-Drucküberwachung unzuverlässig: Spaghetti-Erkennung arbeitet nicht immer treffend (teilweise False Positives/Negatives)
  • Kleine Design-Mankos: Enge Passmaße wie der PTFE-Schlauch am Deckel, Kunststofftür etwas anfällig für Kratzer – rein optische Kritikpunkte
  • Firmware/Software noch verbesserbar: Z.B. kein individueller Purge-Wert pro Farbwechsel, gelegentliche Verbindungsprobleme der App-Kamera

Unterm Strich überwiegen beim Kobra S1 Combo die Vorteile klar die wenigen Nachteile. Gerade die Punkte zu Mehrfarbdruck (Wechselzeit, Abfall) sind konstruktionsbedingt und betreffen alle ähnlichen Systeme – dafür erhält man die Möglichkeit, komplexe mehrfarbige Objekte automatisiert herzustellen, was früher nur mit erheblichem Aufwand oder sehr teuren Druckern möglich war.

Vergleich mit ähnlichen Modellen

Der 3D-Druck-Markt entwickelt sich rasant, und es gibt einige Alternativmodelle, die in Leistung oder Preis in Konkurrenz zum Anycubic Kobra S1 Combo stehen. Im Folgenden vergleichen wir den Kobra S1 Combo mit einigen ähnlichen Druckern:

  • Anycubic Kobra 2: Dieser ist der direkte Vorgänger in Anycubics FDM-Portfolio (bzw. Parallelmodell ohne Mehrfarbtechnik). Die Kobra 2 ist ein offener Bowden- bzw. Direktextruder-Drucker (je nach Variante) mit ca. 220×220×250 mm Bauraum. Er erreicht max. ~250 mm/s Geschwindigkeit, verfügt über Auto-Leveling (LeviQ), aber kein CoreXY und keine Mehrfarb-Option. Im Vergleich zum Kobra S1 Combo ist die Kobra 2 deutlich einfacher und günstiger – geeignet für Einsteiger mit kleinerem Budget. In Sachen Druckqualität bei moderatem Tempo kann die Kobra 2 überzeugen, kommt aber nicht an die High-Speed-Leistung und Features des S1 Combo heran. Wer auf Mehrfarbdruck und Geschwindigkeit verzichten kann, findet in der Kobra 2 eine solide Alternative für weniger Geld, muss aber auf das geschlossene Gehäuse und Komfortmerkmale wie Kamera verzichten.
  • Creality Ender 3 V3 SE: Crealitys Ender-3-Serie ist weit verbreitet. Die V3 SE ist ein weiterentwickelter Ender mit Direktextruder (Sprite) und einigen Speed-Upgrades. Sie bietet ca. 220×220×250 mm Druckraum und wirbt mit 250 mm/s maximalem Speed (typisch ~150–180 mm/s für gute Qualität). Sie besitzt automatische Bettleveling (CR-Touch + Z-Offset-Sensorik) und kommt vormontiert, jedoch als offener Bett-Bewegungsdrucker (Cartesian). Gegenüber dem Kobra S1 Combo fehlt der V3 SE ein geschlossenes Gehäuse und jegliche Mehrfarb-Funktion – sie ist auf Single-Extruder-Drucke beschränkt. Die Druckqualität der Ender 3 V3 SE gilt als sehr ordentlich und das Gerät ist preisgünstig, doch in puncto Ausstattung (kein WLAN, keine Kamera, kein Filamenttrockner) und Performance kann sie dem wesentlich vielseitigeren Kobra S1 Combo nicht das Wasser reichen. Die Ender 3 V3 SE punktet dafür mit großer Community und einfacher Handhabung, was Bastler schätzen.
  • Elegoo Neptune 4: Die Neptune-4-Reihe von Elegoo zielt ebenfalls auf höhere Geschwindigkeiten ab. Die Neptune 4 (und ihre Plus/Max-Varianten) setzen auf Klipper-Firmware ab Werk, was Input Shaping und schnelle Beschleunigungen ermöglicht. Anders als der Kobra S1 bleibt die Neptune 4 jedoch beim ** klassischen Bett-Schubsystem** (kein CoreXY). Mit beworbenen 500 mm/s (realistisch ~250 mm/s) ist sie sehr flott unterwegs. Das Druckvolumen liegt bei ~225×225×265 mm (Basisversion). Sie bietet 121-Punkt-Auto-Leveling, ein Direct-Drive-Extruder, und hohe Hotend-Temperaturen bis 300 °C – ähnlich wie der Kobra S1 in dieser Hinsicht. Allerdings besitzt die Neptune 4 kein geschlossenes Gehäuse und nur einen einzelnen Filament-Eingang (kein Multicolor). Dafür ist die Neptune 4 in der Regel preiswerter als der Kobra S1 Combo. Im Vergleich kann man sagen: Die Elegoo Neptune 4 ist eine starke Option für hochschnellen Single-Farbdruck mit moderner Klipper-Technik, wohingegen der Anycubic Kobra S1 Combo das komplettere Featurepaket (Enclosure, Multi-Material, Kamera) liefert, aber auch in einer höheren Preisklasse spielt.
  • Sovol SV07: Die Sovol SV07 ist ein weiterer Newcomer im Segment der Klipper-befeuerten FDM-Drucker. Sie kommt mit einem Druckbereich von ca. 220×220×250 mm (die Plus-Version größer) und schafft mit Klipper ebenfalls bis zu 250–300 mm/s in der Praxis. Wie die Neptune 4 ist es ein offener Cartesian-Drucker (Bewegliches Bett in Y), allerdings hat Sovol hier viel vorintegriert: einen Direct Drive Extruder, Doppel-Z-Achsen (oder Riemensynchronisation) für Stabilität und sogar WLAN/Ethernet neben USB. Im Gegensatz zum Kobra S1 fehlt aber auch hier ein Mehrfach-Filament-System und das Gehäuse. Die SV07 richtet sich an Geschwindigkeits-Enthusiasten und bietet viel fürs Geld (großes Touchdisplay 7″, Vorinstallationen von Klipper). Gegenüber dem Kobra S1 Combo ist sie jedoch eher eine günstige „Speedbench“ – für Multi-Color, Kamera oder Filterung muss man selbst Hand anlegen bzw. Verzichten. Qualitativ liefert die SV07 laut Tests gute Resultate, aber es gab Berichte über anfängliche Firmwareprobleme („etwas übereilt auf den Markt“, so mancher Kommentar). Der Kobra S1 Combo wirkt demgegenüber ausgereifter und umfassender ausgestattet, während die Sovol beim reinen Preis/Speed-Verhältnis punktet.

Zusammengefasst: Anycubic Kobra S1 Combo vs. Konkurrenz – Der Kobra S1 Combo bietet ein derzeit einzigartiges Gesamtpaket aus Schnelligkeit, Qualität und Multi-Farb-Fähigkeit zu einem noch bezahlbaren Preis. Die genannten Alternativen (Kobra 2, Ender 3 V3 SE) decken eher das Einsteiger- und Mittelklasse-Segment ab und sind im Funktionsumfang deutlich simpler, dafür günstiger. Die neueren High-Speed-Modelle (Neptune 4, Sovol SV07) kommen in puncto Drucktempo näher an den S1 heran, verzichten aber auf das Multicolor-Feature und die geschlossene Bauweise. Wer rein auf Geschwindigkeit und Single-Material aus ist und ein begrenztes Budget hat, findet in Neptune 4 oder SV07 spannende Optionen – muss aber mehr eigene Einstellungen vornehmen und auf Komfort wie Trocknung oder AI verzichten. Der Bambu Lab P1S/P1P (nicht in obiger Liste, aber als Referenz) wäre wohl der direkteste Konkurrent in Sachen Geschwindigkeit+Enclosure+AMS – kostet jedoch deutlich mehr, gerade mit Mehrfarben-Zusatzmodul. Insofern hat der Anycubic Kobra S1 Combo derzeit eine Alleinstellung: Er vereint viele Eigenschaften verschiedener Gerätetypen in einem Modell und stellt damit für ambitionierte Hobbyisten eine äußerst attraktive Wahl dar.

Anycubic Kobra S1 Combo Testbericht
Anycubic Kobra S1 Combo Testbericht

Fazit

Der Anycubic Kobra S1 Combo erweist sich im Test als rundum gelungenes Gerät, das neue Maßstäbe in seiner Klasse setzt. Anycubic liefert hier einen 3D-Drucker, der Geschwindigkeit, Qualität und Vielseitigkeit unter einen Hut bringt – und das zu einem Preis, der deutlich unter vergleichbaren High-End-Systemen liegt. Die Druckqualität überzeugt auf ganzer Linie, von der ersten Schicht bis zum feinen Detail. Die versprochene Schnelligkeit wird eingehalten: Der Kobra S1 druckt erheblich schneller als traditionelle Modelle und spart dem Nutzer viel Zeit.

Besonders herausragend ist die Multi-Filament-Funktion: Wo früher komplexe Umbauten oder teure Spezialdrucker nötig waren, ermöglicht der Kobra S1 Combo nun Mehrfarb- und Mehrmaterialdruck nahezu auf Knopfdruck. In Kombination mit dem Filament-Trockner eröffnet dies neue Möglichkeiten, kreative und technisch anspruchsvolle Projekte umzusetzen. Trotz dieser fortschrittlichen Features bleibt der Drucker einfach zu bedienen – Auto-Leveling, Touchscreen und durchdachte Software machen die Handhabung auch für weniger erfahrene Nutzer machbar.

Natürlich gibt es auch kleinere Kritikpunkte: Die langen Farbwechselzeiten und das Materialopfer beim Farbpurgieren sind Nachteile, die man für die Mehrfarb-Fähigkeit in Kauf nehmen muss. Auch wäre eine hochauflösendere Kamera und weiter verfeinerte Firmware (Stichwort KI-Erkennung) wünschenswert. Doch dies sind verzeihbare Schwächen in Anbetracht des Gesamtpakets.

Alles in allem lässt sich sagen: Der Anycubic Kobra S1 Combo ist ein großer Wurf. Er empfiehlt sich sowohl für Einsteiger, die ein zukunftssicheres Gerät suchen, als auch für erfahrene Maker, die hohe Ansprüche an Tempo und Funktionalität haben. Im direkten Vergleich schlägt er sich sogar gegen deutlich teurere Konkurrenten wacker und kann in Teilbereichen (Beleuchtung, Reinigungssystem) glänzen. Die Preis-Leistung ist hervorragend – man bekommt hier viel Drucker fürs Geld.

Fazit: Der Anycubic Kobra S1 Combo bringt frischen Wind in den 3D-Druck-Markt. Dank hoher Geschwindigkeit, Top-Qualität und echter Mehrfarb-Option avanciert er zu einem Spitzenreiter in der Mittelklasse. Wer bereit ist, ein wenig mehr für diese Features zu investieren, wird mit einem zuverlässigen, vielseitigen und zukunftsorientierten 3D-Drucker belohnt, der sowohl im Hobbykeller als auch in der prototypenfertigungsmäßigen Werkstatt eine Bereicherung darstellt. Kurz gesagt – eine klare Empfehlung für alle, die mehr wollen als nur „Standard 3D-Druck“.

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